Ragnarök 2022
Das Dark Easter Metal Meeting ist gerade seit einer Woche vergangen und schon wartet das nächste Festival: das Ragnarök Festival im idyllischen Lichtenfels.
Für mich persönlich ist es das erste mal auf dem namenhaften Pagan-Festival.
Beim Blick auf das Billing merkt man jedoch schnell: hier ist viel Black Metal am Start. Neben den allseits bekannten Ensiferum oder Eluveitie finden sich BM-Klassiker wie Gehenna, die erfolgreichen Newcomer Afsky und die norwegische Formation Mayhem auf einem der Headliner Slots.
Aber auch hier bleiben Ausfälle nicht fern – für Groza, welche Corona bedingt nicht Auftreten können, springen Kanonenfieber ein, für Wolfchant findet sich kurzfristig Maahes, welche ebenfalls auf dem DEMM anwesend waren.
Für unsere Truppe geht es am Donnerstag los. In der früh ein Schnelltest gemacht, welcher zum Einlass nötig ist und um kurz vor 12 sind wir auf der Straße. Nur wenige Stunden später finden wir uns schon in Lichtenfels wieder - einer schönen Kleinstadt. Die Stadthalle ist relativ zentral gelegen und damit recht nah an einigen Supermärkten welche zu Fuß binnen weniger Minuten erreichbar liegen. Für ein faulen Hund wie mich perfekt! Damit hätten wir uns eine große Essenstüte sparen können. Information ist alles wie man so schön sagt.
Parkplätze für Auto anreisende gibt es reichlich und ein Parkplatz ist schnell gefunden. Alles ohne Hasst, Gedränge oder Wartezeiten. Schonmal super! Das Wetter spielt auch gut mit und der wenige Wind stört kaum während dem Ausladen. Kurze Zeit später ist man auf dem Fußballplatz hinter der Stadthalle, in welcher die Konzerte stattfinden werden. Alles in einem ein gemütliches Ankommen ohne Hektik oder sondergleichen und bald ist das Lager fertig aufgebaut und das erste Bier offen. Eines von vielen.
Die Zeit reicht also für uns das Gelände einmal zu erkunden. Nur wenige Gehminuten sind nötig um die Konzert-Location zu erreichen, Sanitäre Anlagen sind in greifbarer Nähe und die zwei Futterstände werden kompensiert durch Supermärkte, welche keine 10 Minuten entfernt liegen, dennoch weit genug um sich nicht wie neben einem Parkplatz campend zu fühlen. Gefällt alles sehr gut.
Am Abend beginnt das Festival traditionsgemäß mit der Mosher´s Night, bei welcher DJ Schnapsi ordentlich den Vorabend des Festivals einheizt. Slayer, Hatebreed aber auch Debauchery ballert durch die Boxen und der gute Met fließt in Strömen, während vor dem Pult sich hin und wieder ein Pit bildet und getanzt wird. Wir genießen das Schauspiel im Hintergrund, dennoch lassen einige Tracks unsere Nacken kreisen. So muss eine Warm-Up Party aussehen!
Tag 1
Gemütlich am Vortag angekommen, gemütlich startet der zweite Tag, ein Schema welches für mich sich durch das Festival ziehen soll. Gemütlich, denn das kann Ragnarök entgegen des Namens sehr gut. Aber ich wiederhole mich. Mal wieder.
Bei der naheliegenden Dönerbude eine Pizza zum Frühstück rein geschoben geht es für mich erst um 16:40 Uhr zum ersten Act – Kanonenfieber.
Kanonenfieber standen eigentlich bereits auf dem DEMM auf meiner Liste, doch durch den Hype um die Band schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig in die zum bersten gefüllte kleine Halle. Demnach war die Vorfreude groß das die Formation aus Bamberg kurzfristig für das Ragnarök gebucht wurde.
Passend zum Thema treten Kanonenfieber in Pickelhauben und Uniform auf, Stacheldraht und Bühnenbanner verdeutlichen den Eindruck noch einmal klar. Und dann werden die Boxen bereits mit dem Titel Track des ersten Erfolg Albums „Menschenmühle“ beschallt.
Kanonenfieber ist ein Name auf welchen viele offenbar gewartet haben. Texte werden bereits mit gebrüllt, Melodien mitgesungen und die Songs sind den meisten Anwesenden bekannt. Nach dem Auftritt kann ich sagen: Noise, der Mann hinter dem Projekt, liefert eine grandiose Show, gestikuliert wild herum (Habe ich eine Anspielung auf Wilhelm II. erhaschen können?) und macht ordentlich Stimmung bei dem Publikum. Eine kleine Zugabe wird zum besten gegeben, überraschend mit Noise unter einer Totenkopfmaske und Pickelhaube, welches ein makabres Gesamtbild liefert und der Spaß ist so schnell vorbei wie er begann. Geiles Ding – gerne wieder!
Wie schon erwähnt bin ich ein fauler Hund und während meine Kumpanen und Kumpaninnen sich noch Konvent und Karg reinziehen, nage ich genüsslich an meinem Barbarenspieß und unterhalte mich vor der Halle an den Biertischen. Laut genug ist es das ich die Musik an der frischen Luft mithören kann, nur eben im Hintergrund während man angetrunken alle möglichen Leute anquatscht und sich wie es eben ist, in Gespräche vertieft. Alle möglichen Gespräche.
Und so verläuft für mich der Tag weiter, denn mal wieder unterwegs zu sein und einfach mal auf einem Konzert, oder eben Festival, Leute an zureden bei welchen man das ganze Gesicht erkennen kann, erscheint mir weit wichtiger.
Somit bleibt mir am Abend nur der Headliner God Dethroned über. Was ich mit meinen noch funktionierenden Ohren erhaschen kann ist, dass viele dem Auftritt mehr als euphorisch entgegen sehen. Dementsprechend sind meine Erwartungen hoch, denn die Death Metal Formation habe ich selber noch nie live erleben dürfen. Schade nur dass der Sound leider die Erwartungen nicht treffen kann. Die Gitarren sind leider nur wenig zu hören, dafür ist der Bass präsenter wie auf allen Metallica Alben zusammen. Schade, somit genieße ich die halbe Show und höre mir den Rest des Sets von der frischen Luft aus an. Und siehe da: es klingt auf einmal gut. Also auch die letzten Stunden des ersten Tages an den Biertischen verbringen - ist doch auch was.
Tag 2
Tag Nummer zwei beginnt für mich mit der Band Munarheim, eine Band welche von nicht all zu weit herkommt und für mich bislang völlig unbekannt war.
Persönlich stelle ich für mich fest: die Truppe sind für mich live die besseren Ensiferum. Das soll jetzt nicht negativ für Ensiferum sein, die Band hör ich oft genug, doch machen Munarheim für mich einfach ein wenig mehr her. Statt zu neunt tritt die Pagan-Meute zu sechst auf, rückwirkend wirkt sich das aber nicht wirklich auf den live Sound aus (hab natürlich einiges aufgeholt an Studio-Liedern).
Was war denn nun so begeisternd für mich? Zunächst ist natürlich Pagan immer speziell für viele, besonders wenn es um Dudelsack oder Flötengedudel geht. Munarheim löst das für mich recht gut, denn manchmal sind Akzente zu setzen einfach besser und damit bricht das ganze auch mal in Black Metal lastigere Parts auf bevor es wieder altertümlich wird. Besonders herausragend waren für mich die Vocals von Bine (Flöte). Ich weis nicht ob es der Halleffekt der Location war oder irgendetwas anderes, aber dass hat nicht nur mich, sondern auch meine Begleitung aus den Socken gehauen. Vielleicht auch durch den Überraschungseffekt blieb eine Gänsehaut in manchen Momenten nicht aus. Der Masse hat es gefallen, mir hat es gefallen, guter Start in den Frühnachmittag!
Als nächstes steht ein kurzer KAFFEE auf dem Plan. Kaffee? Ja verdammt, Kaffee.
Nach dem Kaffee zieht es uns zu Anomalie, welche für manche unserer Gruppe das Highlight sind.
Platzieren können wir uns frühzeitig recht weit vorne. Das soll sich noch lohnen, denn die Lightshow ist zwar simpel, aber passt einfach verdammt gut zur Musik! Die Bühne kommt mit relativ wenig Schnick-Schnack aus, zwei Bandbanner reichen, ein Stamm als Mikrofonständer macht sein übriges.
Zur ersten Hälfte der Show tritt Chris Marrok verdunkelt durch eine übergroße Kapuze auf, dementsprechend bleibt der Teil der Setliste dem Schema entsprechend. Atmosphäre, simple aber wirksame Lichtshow und einfach ein wenig Ruhiger.
Die zweite Hälfte zieht etwas mehr an, die Kapuze verschwindet und Haare schütteln ist angesagt. Das etwas mehr anziehen wurde beim Sound allerdings sehr ernst genommen und der Bass wird von Lied zu Lied lauter, lauter, lauter, lauter und richtig – L A U T E R! Damit beenden wir den Besuch bei Anomalie ein wenig frühzeitiger und begeben uns in die dahinter Liegende Halle um uns beim Merch ein wenig um zu sehen
50 Euronen leichter schlendern wir anschließend ein wenig durch die Stadt, da dass Wetter sich ganz gut anbietet. Ein wenig Ruhe bevor der Abend seinen Lauf nimmt ist nie eine schlechte Idee.
Somit bleibt das nächste Konzert für mich Necrophobic, ein Auftritt auf welchen ich mich schon seit dem Vortag freue.
Die Schweden legen los wie ich es erwartet habe – mit Vollgas. Passt ja auch nichts anderes zu Ihnen. Soundtechnisch sind wir bei Necrophobic am Höhepunkt des Ragnarök Festivals. Die Gitarren klingen gut, die Solos sind super aus zu machen und der Gesang ist Lautstärke-technisch super angepasst. Neben Kanonenfieber ist der Auftritt wohl eines der Höhepunkte des Wochenendes. Die Bandmitglieder posieren wild auf der Bühne herum und die Stimmung ist dementsprechend vorangetrieben wild.
Und auch wenn die Band in nostalgischer Manier durch die Lederoutfits und Nieten gepaart mit dem herumgepose ein gewisses Auftreten hat, verkörpert die Death Metal Formation etwas, was vielen heutigen Gruppen einfach fehlt.
Jugendliche Energie, ein wenig Selbstironie und vielleicht dieses ungezwungene etwas um nicht ein gewisses Image zu zerstören. Das ist eine Sache die man mögen muss, ich meine schaut euch zum Vergleich Bilder von Venom in den 80ern an. Kann man dass noch wirklich ernst nehmen? Hat man das jemals ernst genommen? Letzteres kann ich nicht beantworten mit meinen 22 Jahren, aber böse sieht das für mich natürlich nicht aus, zumindest nicht im „OH mein Gott was ist dass denn?!“ Sinn.
Necrophobic kriegen das einfach souverän hin und dass transportiert sich einfach bei dem Konzert. Schwer zu beschreiben aber genau das ist es, was für mich den Auftritt einfach gut gemacht hat. Und das war gut. Sehr gut. Vielleicht liegt´s am Alter.
Der Abschluss findet sich natürlich mit dem Headliner. Mayhem - angesetzt von 0 Uhr bis 01:30 Uhr - sollten jeden ein Begriff sein, deshalb erspare ich mir eine lange Einführung. Was einer Einführung bedarf ist die Geschichte, welche mich dazu brachte dem Auftritt so freudig entgegen zu sehen. Mayhem waren für mich der Anfang zum Black Metal, damit bin ich sicherlich nicht alleine. Man ist Jung – noch nicht einmal 18 Jahre – und erfährt von dieser bösen bösen norwegischen Band welche durch den Mythos für viele nach wie vor interessant sind.
Seitdem bot sich mir nicht nur eine Möglichkeit die Band endlich einmal Live zu sehen, allerdings durch verschiedene Umstände kam es leider einfach nicht zu Stande. Unter anderem verpasste ich die „De Mysteriis Dom Sathanas“ Tour. Sehr schade. Dementsprechend ist meine Vorfreude groß, immerhin bin ich dennoch ein großer Fan der Norweger.
Mayhem beginnen wie zu erwarten mit einer Auswahl an neuen Songs. Die „Daemon“ Tour ist längst überfällig und damit ist das zu erwarten. Das klingt jetzt alles ein wenig negativ formuliert – soll es aber nicht. Die Songs klingen super, das Erscheinungsbild von Attila ist wie zu erwarten und die dunkel und monotone Beleuchtung funktioniert gut mit dem Set. Allerdings hört man mehr und mehr Leute um einem herum Dinge äußern wie „Mayhem kann man nicht zurückholen“ und „Das ist nur noch eine Cover-Band“ und und und.
Das nervt. Es nervt unglaublich. Das Mayhem ein Thema bei Fans der schwarzen Musik sind, ist kein Geheimnis. Endlose Vergleiche von Attila zu Dead sind üblich und ewige Diskussionen wann denn die Band Ihren Höhepunkt hatte. Ich muss das Thema nicht ausführen, jeder der mit Mayhem vertraut ist, weiß wovon ich spreche.
Mayhem sind nicht nur „Live in Leipzig“!
Das ganze hat allerdings den Vorteil das die vorderen vier Reihen sich nach und nach auflösen und immer magerer werden. Mehr Platz für uns und andere Fans, welche Mayhem wirklich sehen wollen – der Musik wegen, nicht zwecks irgendeinen Ruf oder dem großen Namen.
Somit arbeiten wir uns bis in die zweite Reihe.
Gegen Halbzeit ändert das Schema, das neue Album wurde bespielt und Fan Service ist an der Reihe. „Freezing Moon“ wird durch die „Live in Leipzig“ Ansage über die Lautsprecher angekündigt und die Kultlieder nehmen ihren Lauf.
Das Publikum hat sich zu diesem Zeitpunkt für mein Gefühl fast halbiert und man hat selbst in der zweiten Reihe viel Platz um langen Haaren Freiraum zu bieten.
Nachdem einige der „mystischen“ Klassiker abgearbeitet wurden wechselt das Set um. Die Band verlässt noch einmal die Bühne und ohne viel düster Schnick-Schnack setzt
„Silvester Anfang“ ein bevor Mayhem „Deathcrush“ auf die Meute los lässt, gefolgt vom Nackenbrecher „Chainsaw Gutsfuck“ und „Carnage“. Die Stimmung ist hier auf dem Höhepunkt und nach einem kurzen Encore mit „Pure fucking Armageddon“ endet die Show.
War es damit Mayhem wert? Ganz klar: JA! Vielleicht war es auch einfach nicht das ganz richtige Festival, aber für Fans, welche einfach nur Fan der Musik der Gruppe sind war es ein würdiger Abschluss des Festivals.
Und das war´s, eine kleine Zusammenfassung wie ich das Ragnarök Festival erlebt habe.
Fazit:
Ich habe zwar weit weniger Bands gesehen wie ich geplant habe, dennoch war es ein Festival was sich gelohnt hat! Für 77 Euro erwartet einen eine tolle Umgebung, eine kompakte Location welche Einkaufsmöglichkeiten ohne großen Fußweg bietet, eine Vielzahl von unterschiedlichen Bands im Pagan-/Black-/ und Death-Metal Berreich und eine nicht zu überlaufende Besucheranzahl. Mir hat es sehr gefallen, Vorschläge wären allerdings ein wenig Pause zwischen den Bands zu lassen anstatt nahezu Nahtlos die Doppelbühne zu bespielen. Damit würde bei einigen Soundchecks nochmal ein Nachschliff möglich sein, denn einige Bands waren Soundtechnisch einfach schwer zu genießen. Schade, aber zu lösen.
Und damit freue ich mich auf die Ausgabe des Ragnarök Festivals 2023!
Simon (Amarth Dagnir)