DEMM 2022
Zwei Jahre Abstinenz und mein persönlicher Einstieg in die neue Saison lauter krachender Konzerte beginnt kurzum mit dem alljährlichen Heimspiel des „Dark Easter Metal Meetings“, welches vom 16. - 17.04.2022 im Backstage München stattfand.
Während sich viele während der Pandemie auswärts alternativen beschafften und so manches Konzert unter „normaleren“ Umständen genossen, so bot das in München heimische Backstage Sitzkonzerte (siehe als Beispiel „München Scheppert Schwarz 2021“).
Somit ist natürlich die Vorfreude groß als das Backstage auf Facebook die Bestätigung gibt: Es findet statt und das ohne Auflagen. Ein „normales“ Konzert mit allem was dazu gehört, inklusive der ersten Kontroversen, denn wenige Tage vor dem Festival erreicht ein offener Brief vom „Linken Bündnis gegen Faschismus“ die Event-Location in welchem gefordert wird Marduk und Panzerfaust abzusagen. Aber dies nur am Rande.
Tag 1
Ein launischen Rückschlag bietet dabei kurz vor Abfahrt die Deutsche Bahn, denn die Stammstrecke und somit die S-Bahn-Station sind gesperrt. Also rasch die bereits 2020 erworbenen Karten schnappen, ins Auto steigen und durch den innenstädtischen Verkehr die ersten Stunden verpassen.
Schade, denn mit Hate bietet das Dark Easter Metal Meeting einen brachialen Einstieg in der größten der drei Hallen – dem Werk. Demnach wurde so mancher nach Erzählungen damit konfrontiert, dass es wieder laute Mucke auf die Ohren gibt und das mit allem was dazu gehört. Ein melancholischeren Einstieg bot für manche dafür Waldgeflüster auf welche ich mich persönlich sehr gefreut habe.
Allerdings werden solche Nörgeleien schnell beiseitegeschoben, der Umstand, ein Konzert unter normalen Umständen genießen zu können, bereitet Vergnügen genug und das ist für mich das tragende Element, welches sich durch das Dark Easter-Wochenende zog: Gelassenheit und wiedergefundene Energie.
Mein Einstieg findet sich erst abends um 20 Uhr. Auf der Hauptbühne stehen die Österreicher Belphegor auf dem Plan bevor es mit den Headlinern des Tages im Werk weiter geht.
Über die seit 1991 bestehende Formation müssen nicht viele Worte verloren werden. Die Bühne ist bepackt mit Petruskreuzen, alles ist düster angehaucht und das ironisch klassische und „adlig“ angehauchte Intro wird schnell von wildem Geknüppel überschattet, und bei wildem Geknüppel bleibt es auch. Wer Belphegor bestellt, bekommt auch Belphegor, dennoch möchte ich erwähnen, dass sich der Gig mit einem melodischeren Set zeigte als auf dem zuletzt 2018 stattgefundenen Auftritt auf dem Dark Easter Metal Meeting. Insgesamt zufriedenstellende 50 Minuten.
Danach geht es gleich weiter mit dem vorgezogenen I Am Morbid. Wieso vorgezogen? My Dying Bride wurde kurzfristig während dem Festival abgesagt, da diese leider nicht einreisen konnten.
Somit betreten I Am Morbid frühzeitig die Bühne und damit auch mein persönliches Highlight. Denn hinter der Formation versteckt sich niemand geringerer als David Vincent persönlich. Bei Fans der alten Schule klingeln jetzt alle Glocken, denn wie es der Name vermuten lässt, wird hier Morbid Angel gespielt, nicht zuletzt durch das 30 Jährige Jubiläum des Erfolg-Albums „Blessed are the Sick“.
Der Einstieg fängt mit massivem Fan-Service das Werk in den Bann – der Titeltrack des ersten Albums „Altars of Madness“ tönt und hier muss ein großes Lob ausgesprochen werden, denn der Sound lässt sich simpel als G R A N D I O S bezeichnen. Somit fliegen die Haare und Fäuste schlagen durch die Luft während alte Songs wie „Here comes the Pain“ und unvergessene Klassiker wie „God of Emptiness“ Death-Metaller Herzen höher schlagen lassen. Ein gelungener Gig, welchen viele wohl in guter Erinnerung behalten werden. Damit ist der erste Tag frühzeitig für viele bereits beendet und man lässt den Abend mit ein paar Getränken ausklingen, bevor der Sonntag vor der Tür steht.
Tag 2
Der Sonntag startet für mich und Begleitung ähnlich schwerfällig. Stadtverkehr, Umleitungen und die langwierige Parkplatzsuche machen es nicht einfach. Dennoch sind wir pünktlich und beginnen den Ruhetag der Woche mit einem direkten Schlag ins Gesicht. Panzerfaust beginnen als zweite Gruppe nach Endseeker im Werk.
Hier wird nicht nur auf die Ohren gefetzt, auch die Augen bekommen eine gute Show am Nachmittag geliefert. Das Podest, von welchem aus Vokalist Goliath seine eher düster angehauchten Vocals liefert, macht in der Halle gut was her und der Sound gibt sich schleppend und tief verwaschen, ohne dass die Geradlinigkeit, welche vermittelt werden soll, vernachlässigt wird. Das Ganze erinnert ein wenig an die Genregrößen „The Commitee“ - und das keinesfalls negativ. Panzerfaust sind für viele bereits ein etablierter Name und der Auftritt gepaart mit den vorangegangenen Kontroversen zeigt, dass die Gruppe ihren Platz gut eingefordert hat und repräsentiert.
Danach zieht es mich eher zum Austausch an den Bierbänken, welche neben dem Konzerttrubel viel Platz für Biergartenfeeling geben. Und hier scheint das Dark Easter Metal Meeting am meisten, denn das Gelände, welches für das zweitägige Festival gänzlich genutzt wird, lädt dazu ein, nicht nur von einem Konzert zum anderen zu laufen, sondern auf engem Raum in Gespräche zu kommen, an einem Burger zu knabbern oder ein – zwei Bier zusammen zu zischen. Und das in direkter Nähe der Konzerthallen, welche recht nah beieinander liegen und somit nur eine Minute voneinander entfernt sind. Und das alles, ohne die Gesprächslautstärke zu übertönen. Der Reiz eines Zeltplatzes, welcher durch die Lokalität nicht geboten werden kann, wird hier verlustfrei ersetzt. Ein Erfolgsrezept für langwierige Festivalbesucher.
Weiter geht es für mich dann mit der Band „Messa“, bis dato unbekannt.
Musikalisch eine 180° Wendung im Vergleich zu Panzerfaust.
Die Gruppe tritt mit schleppend melancholischem Doom ins Rampenlicht. Instrumental könnte man soundtechnisch von schleppendem Stoner-Doom sprechen, ergänzt sich dann aber zu einem traurig beschwingten Sound, welcher durch den hallenden Gesang der Vokalistin Sara aufgefrischt wird. Klingt komisch, ist es auch.
Zwischendurch ändert sich das geringe Tempo zu einem rockig-rhythmischen Schritt, was das ganze zwischendurch abrundet und den richtigen Touch verleiht, bevor die Musik wieder langsam ihren Lauf nimmt. Messa bieten damit einen guten Kontrast zum sonstigen Line Up und das wird durch eine zum Bersten gefüllten Halle bestätigt.
Eigentlich wären damit als nächstes Kanonenfieber auf dem Plan, bevor Primordial die Bühne betreten, doch der kleine Club bietet nicht genug Platz um den Hype der neu aufgetauchten Death/Black Metaller standzuhalten. Nicht schlimm, denn wie es das Schicksal so will, wird das Ragnarök Festival mir eine zweite Chance in Sachen Kanonenfieber bieten.
Deshalb keine Zeit verlieren und ab zu Primordial.
Die schon seit 1991 etablierten Iren geben vor dem Headliner des Abends den Ton vor, und das nicht zu knapp. Die Lautstärke wird aufgedreht, und Primordial betritt die Bühne im gewohnten Bild. Auch wenn Sänger Nemtheanga an diesem Abend gesundheitlich mit sich zu kämpfen hat, büßt die Band in keiner Miene etwas ein. Primordial sind an diesem Sonntag auf Angriff, und das von Anfang bis Ende. Gesten werden wild und aggressiv herumgeworfen, der Vokalist holt das letzte aus seiner leicht angeschlagenen Stimme heraus und ein Hit nach dem anderen ertönt durch die Anlage. Das Ganze kommt direkt an und es bleibt kein Lied, bei welchem nicht mitgesungen wird. Für viele sicherlich das Highlight des Abends, in Anbetracht dessen, was uns im Anschluss bei Marduk erwartet.
Marduk, der Headliner des Festivaltages. Die Erwartungen liegen hoch, immerhin wurde Coronabedingt die 30-jährige Jubiläumstour abgesagt und somit ist für mich unklar, was uns erwartet. Eine Setlist mit den üblichen Nackenbrechern oder ein paar Überraschungen? Schnell wird klar, das letzteres einige unerwartete Songs hervorruft. Denn Songs wie „Panzer Division Marduk“ oder „Christraping Black Metal“, wohl mitunter die erfolgreichsten Songs der Schweden, bleiben völlig aus. Dafür werden alte Schätze wie „Those of the Unlight“ ausgegraben. Damit beschränkt sich bei diesem Auftritt das Tempo nicht nur auf durchgängige Blast Beats, wie man es von Marduk erwartet, sondern ein großer Teil verweilt beim Mid-Tempo. Auch ein paar unbekanntere Songs wie „Bleached Bones“ aus dem World Funeral Album werden nach Jahren wieder ausgepackt, für mich ein persönliches Highlight auf dem Festival. Für viele mag Marduk damit nicht das geliefert haben was erwartet wurde, aber für tiefer reichende Fans bietet der Gig einige Überraschungen und hinterlässt sicherlich das ein oder andere Highlight.
Und das war es, das Dark Easter Metal Meeting 2022. Ein gelungenes Festival, auf das es sich gelohnt hat, zwei Jahre zu warten.
An dieser Stelle auch noch einmal ein großes Danke an Michael Sackermann von MRW Concerts für die T-Shirts!
Seht euch weitere Bilder gerne in der Fotogalerie auf der Headbangerz Magazine Website an!
Simon (Amarth Dagnir)